Vortrag von Stefan Hanke zu seiner Portrait-Serie „KZ überlebt“ 

Im Rahmen der Ausstellung der Projektarbeiten der FOS 12 Gestaltung zu seiner Portrait-Serie besuchte Fotograf Stefan Hanke unsere Schule. Hanke setzte sich mit der Klasse und den Projektarbeiten auseinander und hatte nur lobende Worte für die Arbeiten übrig. 

Hanke hielt gleich zwei Mal einen anderthalbstündigen Vortrag zu seiner Portrait-Serie. Er präsentierte einige der Portraitierten und veranschaulichte den anwesenden Schüler*innen und Lehrkräften das Leben dieser Personen und seine Arbeitsweise.

Hanke hatte bereits als Schüler seine erste Fotoausstellung in seiner eigenen Schule. Bereits diese Ausstellung widmete er dem Thema KZ Dachau. Das Thema weckte sein Interesse, nachdem er in seiner Kindheit zum Thema Dachau nur mit Schweigen konfrontiert wurde.

Wichtig ist ihm in seiner Arbeit der Ansatz, keine Opferschablone zu verwenden. Das nationalsozialistische Regime hat die Menschen ins KZ geschickt, doch es gab die Befreiung und die Portraitierten haben anschließend ein ganzes Leben gelebt. Die Menschen sind nicht nur Opfer, nicht nur Häftling, sie sind vielschichtiger. So unterschiedlich ihre Leben nach der KZ-Haft auch waren, so unterschiedlich gestaltet er auch die Porträts. Manche zeigt er in ihrem alltäglichen Leben, andere an den Orten ihrer Verfolgung oder Haft.

Hanke sagt: „KZ heißt, du bist kein Mensch mehr, du bist eine Nummer“. Er will in seiner Arbeit die Menschlichkeit wieder in den Fokus rücken. 

Unter den 121 Portraitierten sind zu etwa 50 % jüdische Menschen, aber Hanke hat sich auch den anderen verfolgten Gruppen gewidmet: den Sinti und Roma, den Zeugen Jehovas, den Kriegsgefangenen, den politischen Häftlingen, den „Asozialen“ und denjenigen, die Hanke in der Gruppe „zur falschen Zeit am falschen Ort“ zusammenfasst. Nur in der Gruppe der Homosexuellen und der Berufsverbrecher konnte er keine Porträts anfertigen.

Stefan Hanke kennt die Geschichten und Anekdoten zu allen Portraitierten auswendig und weiß auch das jeweils ausgewählte Zitat. Eines der wichtigsten ist wohl „Sie haben es nicht geschafft“, bzw. in den Worten von Anna Hyndrakova: „Doch man hat uns nicht alle umgebracht! Das Leben geht weiter.“

Zum Abschluss seines Vortrags appellierte er an die Schüler*innen: „Glaubt nicht an die Hetze, an die einfachen Antworten!“ Geschichte wiederhole sich nicht exakt, aber sie ähnele sich. Was früher Propaganda war, sei heute Fake News, führte er weiter aus. Hanke spannte so einen Bogen vom Reichstagsbrand 1933 zum Überfall Russlands auf die Ukraine und dem dort weiterhin andauernden Krieg. 

Sein Appell: Jeder Mensch hat die gleichen Rechte. Aber niemals das Recht, andere zu erniedrigen.